PV-Anlagen auf landeseigenen Gebäuden im Landkreis Biberach - 6.9.22
Ernüchternder Sachstand und viel Potenzial
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat mit all seinen Folgen die Probleme unserer Energiesicherheit in Deutschland wie unter einem Brennglas offenbart. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Energiekrise muss der Ausbau erneuerbarer Energien in unserem Land vorangetrieben werden. Klar ist, dass wir diese Herausforderung nur gemeinsam stemmen können und alle ihren Beitrag dazu leisten müssen. Das gilt vor allem auch für das Land Baden-Württemberg selbst“, sagt CDU-Landtagsabgeordneter Thomas Dörflinger aus dem Wahlkreis Biberach. Daher habe er mit einer parlamentarischen Initiative bei der Landesregierung den Sachstand und das Potenzial der Gewinnung von Solarstrom mittels Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf landeseigenen Gebäuden im Landkreis Biberach abgefragt.
Laut der Antwort des Finanzministeriums befinden sich im Landkreis Biberach insgesamt 202 Gebäude im Eigentum des Landes. Nur auf einer einzigen landeseigenen Immobilie, der Hochschule in der Karlsstraße in Biberach, werde derzeit eine PV-Anlage mit einer installierten Leistung von 23 Kilowatt peak (kWp) genutzt. „Das ist ein äußerst enttäuschendes Ergebnis, wenn nur auf 0,5 Prozent des landeseigenen Gebäudebestandes im Landkreis Solarstrom gewonnen werde. Das Land hat hier eine wichtige Vorbildfunktion. Zumal PV-Anlagen auf Dächern in der Bevölkerung sehr akzeptiert werden sowie deren Ausbau vergleichsweise schnell umsetzbar und mit keinem weiteren Flächenverbrauch verbunden ist“, kommentiert Dörflinger. Noch düsterer sehe es aus, wenn man sich das Gesamtpotenzial anschaue: Das Land selbst gehe von einem voraussichtlichen Gesamtpotenzial von 5.710 kWp Leistung aus, die sich auf rund 45 Prozent der Landesgebäude im Kreis Biberach verteile. Demnach schöpfe die derzeit einzige Anlage auf der Hochschule in Biberach nur rund 0,4 Prozent der angenommenen Möglichkeiten aus. „Das Finanzministerium ist nun gefordert, den Ausbau der PV auf landeseigenen Gebäuden zügig voranzutreiben. Nur mit Energiespartipps werden wir die Klima- und Energiekrise nicht bewältigen können“, so Dörflinger.
Als ein Lichtblick sieht Dörflinger, dass zumindest eine weitere PV-Anlage auf dem Verwaltungsgebäude der Hochschule in Biberach mit einer Leistung von rund 45 kWp bereits umgesetzt werde. Zudem werden vom Finanzministerium als weitere, konkret in Planung befindliche Projekte das Biberacher Finanzamt (ca. 30 kWp), der klimaneutrale Campus der Hochschule Biberach (ca. 1.100 kWp) und der denkmalgeschützte Fürstenbau in Ochsenhausen (ca. 40 kWp) angegeben.
Das Ausbaupotenzial von PV-Anlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden in Landesbesitz, nach denen sich Thomas Dörflinger speziell erkundigt hat, schätzt das Land im Landkreis Biberach auf rund 2.100 kWp. Dabei handele es sich um die Staatsdomäne Dollhof in der Gemeinde Altheim, das Kloster Schussenried, die Staatsdomäne Landauhof in der Gemeinde Ertingen, die Staatsdomäne Ohnhülben in der Gemeinde Langenenslingen und das Kloster Ochsenhausen. Im Rahmen von Gebäudesanierungen werde die PV-Ausbaumöglichkeit aktuell konkret im Falle des Fürstenbaus in Ochsenhausen (ca. 40 kWp) und des Gebäudes „Klosterhof 3“ in Bad Schussenried (ca. 12 kWp) untersucht. Die Umsetzung auf diesen Gebäuden erfordere dann aber auch jeweils die Zustimmung der Denkmalschutzbehörde.