Immer schwieriger, gute Bewerber zu finden - 27.1.22

Weshalb gute Kandidatinnen und Kandidaten fürs Bürgermeisteramt abwinken

Von Birgit van Laak
Landkreis Biberach


Die Frage, wie das Amt des Bürgermeisters attraktiver gemacht werden kann, beschäftigt auch den Biberacher Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger (CDU). Denn er beobachtet, dass gute, qualifizierte Verwaltungsfachleute immer öfter abwinken, wenn es um eine Kandidatur geht.

„Es wird immer schwieriger, aus den Gemeinde-, Stadtverwaltungen und Landratsämtern heraus Bewerberinnen und Bewerber zu finden“, berichtet Thomas Dörflinger, der eine kleine Anfrage zum Bürgermeisterberuf an die Landesregierung gestellt hat. Früher sei Bürgermeisterin oder Bürgermeister ein angestrebtes Ziel für diese Verwaltungsfachleute gewesen. „Heute überlegen sie immer stärker, ob sie das angehen sollten“, sagt Dörflinger. „Sie fragen sich, ob es das wert ist“, weist er auf die Belastungen in dem Beruf hin.

Ein Licht auf diese wirft eine Umfrage des Forsa-Instituts von 2020, die das Berliner Institut EAF in einem Buch veröffentlicht hat. 1100 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister wurden dafür befragt. Als größte Belastungen und Herausforderungen im Amt nannten 23 Prozent die zeitliche Belastung, Termindichte und ständige Erreichbarkeit. Es folgten mit 20 Prozent eine „steigende Anspruchshaltung der Bürger“ und mit je 15 Prozent unsachliche Kritik/persönliche Anfeindungen/Respektlosigkeit sowie bürokratische Hürden/„Regulierungswut“ und die Finanzlage der Gemeinde.

Auch der Druck, dass die Familie in der Öffentlichkeit stehe, sei neben Anfeindungen und der Frage nach der Work-Life-Balance ein Punkt, weshalb sich so manche und so mancher gegen eine Kandidatur entscheide, berichtet Dörflinger. Zumal, wer eine gute Position in der Verwaltung habe, sich keiner Wahl stellen müsse. Die, die den Verwaltungsberuf von der Pike auf gelernt hätten und deshalb prädestiniert für die Arbeit als Bürgermeister seien, winkten leider oft ab, schildert der Abgeordnete seine Beobachtungen. „Das ist unglaublich schade.“

Denn Bürgermeister sei „ein tolles Amt“, man präge einen Ort. In Filmen, ob für Erwachsene oder Kinder, werde hingegen oft ein negatives Zerrbild eines Amtsträgers gezeigt, der Eigeninteressen pflege und in dubiose Immobiliengeschäfte verwickelt sei, bedauert Dörflinger und hebt auf die Bedeutung von Medienbildung in Schulen ab.

Um zu erreichen, dass der Beruf des Bürgermeisters wieder attraktiver wird, muss aus Dörflingers Sicht auch die Politik aktiv werden. Die zunehmende Zahl an Pflichtaufgaben der Kommunen binde finanzielle und personelle Kapazitäten vor Ort und reduziere Gestaltungsspielräume, sagt er. „Wenn Pflichtaufgaben weitergegeben werden, dann muss es auch die Finanzausstattung dafür geben.“ Er hoffe, dass es beim E-Government, der Digitalisierung und der Verschlankung von Verwaltungsabläufen vorangehe, damit Entlastung und Freiräume entstünden. Denn die Möglichkeit zu gestalten mache das Bürgermeisteramt interessant.

Copyright Schwäbische Zeitung - Ausgabe Laupheim vom 27.1.2022

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