16 Millionen Euro für Landesakademie - 19.8.23

Im Fürstenbau entstehen nach Sanierung Gästezimmer, Seminarräume und Konzertsaal

Der Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger, Akademiedirektor Klaus Weigele und Tilmann Häcker, Leiter des Ulmer Amts für Vermögen und Bau (v. l.) bestaunen die Stuckdecke im künftigen Konzertsaal des Fürstenbaus. (Fotos: Karen Annemaier)

Von Karen Annemaier

Ochsenhausen
Restauratoren und Handwerker übernehmen im Herbst das Zepter im Fürstenbau im Schlossbezirk. Die Landesakademie erhält dort einen neuen Trakt. Einzelzimmer, Seminarräume und ein kleiner Konzertsaal entstehen, wo neulich noch Gymnasiasten lernten. Die üppigen Stuckdecken aus dem 18. Jahrhundert werden über all dem weiter schimmern.

44.000 Übernachtungen zählt die Landesakademie Ochsenhausen jährlich. In den Anfangsjahren um 1990 waren es lediglich 12.000 gewesen. „Wir haben ein latentes Platzproblem, was man nicht vermutet, wenn man die Gebäude sieht“, sagt Direktor Professor Dr. Klaus Weigele mit einem Lachen. Die Landesakademie für die musizierende Jugend residiert schließlich in der ehemaligen Reichsabtei Ochsenhausen. Mächtig thront sie weithin sichtbar über der Stadt.

Die Akademie fußt auf einer Stiftung, die Land, Landkreis und Stadt Ochsenhausen gemeinsam tragen. Sie ist zentrale Fortbildungsstätte für Musiklehrkräfte aller Schularten in Baden-Württemberg. Die Aufgaben sind gewachsen - etwa im Bereich frühkindlicher musikalischer Bildung -, der Platzbedarf auch und die Ansprüche der Gäste ebenso. Die Übernachtungsräume in der ehemaligen Reichsabtei stammen teilweise noch aus den 1970er-Jahren, als hier ein Mädchengymnasium mit Internat untergebracht war. 180 Betten verteilen sich auf 80 Zimmer, darunter auch Vier-Bett-Zimmer. Dass das für Lehrkräfte nicht mehr zumutbar sei, versteht Weigele. Selbst Studenten wünschen inzwischen Einzelzimmer, sagt er. Da die Landesakademie im Wettbewerb mit anderen Einrichtungen auf Landes- und Bundesebene stehe, die teils über moderne Neubauten verfügen, sieht Klaus Weigele Handlungsbedarf. Der bestehe übrigens auch an weiteren Seminar- und Übungsräumen.

Den Bedarf hat das Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg mit dem Leiter des Amts Ulm, Tilmann Häcker, geprüft. Er ist zuständig, weil das ehemalige Kloster in großen Teilen im Besitz des Landes ist. Die Fürsten Metternich hatten es 1826 an die Württembergische Krone veräußert - kein Jubeljahr, nachdem sie es durch Napoleon aus kirchlichem Besitz erhalten hatten.

Häcker sieht neben dem Unterbringungsbedarf der Akademie auch den Bedarf für eine „grundständige Sanierung nach einer langen Nutzungsgeschichte, in der wenig passiert ist“. Künftig soll die Landesakademie den Fürstenbau für ihre Zwecke verwenden. Das Gebäude wurde bis eben noch von Gymnasium und Bildungswerk Ochsenhausen genutzt. Tafeln, Tische, Stühle und Neonröhren erzählen davon. Der riegelförmige Fürstenbau umrahmt gemeinsam mit Basilika und Mauer den Klosterhof, auf dem sich Ochsenhausen zum Weihnachtsmarkt trifft.

Als das Gebäude 1667 entstand, diente es den Mönchen als Gästehaus. „Nun setzen wir es in die alte Funktion zurück“, sagt Klaus Weigele. Im Erdgeschoss sind die Zimmer aus dieser Zeit angelegt. Ab 1712 kam als drittes Stockwerk die Belle Etage hinzu. Der überbordende, in Pastellfarben gehaltene Stuck an den Decken erzählt vom Wohlstand und Selbstbewusstsein des Klosters. Ab 1806 residierten die Metternichs in den Räumen. Daher der Name „Fürstenbau“.

Im vierten Quartal, so der Plan, beginnen Umbau und Sanierung. Entstehen sollen 26 Einzelzimmer jeweils mit Nasszelle. Dazu werden die vorhandenen Räume mit ihren Gewölbedecken geteilt. Die Bäder werden in ihrem Grundriss, der Form eines Gewölbeviertels folgen. Um sie legt sich dann L-förmig der Wohnbereich. Aus den stuckverzierten Sälen im zweiten und dritten Geschoss sollen vier Seminarräume und ein kleiner Konzertsaal werden. Doch zuvor „müssen wir das Gebäude behutsam aus der Vergangenheit in die Gegenwart hieven“, so Tilmann Häcker. Das Dach, das gesamte Leitungssystem ... die Liste ist lang.

Einen Synergieeffekt nutzend, wird im Zuge der Sanierung das Klostermuseum im benachbarten ehemaligen Kaplanei-Gebäude einen neuen und dann barrierefreien Zugang erhalten. Geschätzt 16 Millionen Euro wird das Land Baden-Württemberg im Schlossbezirk, dem früheren Klosterareal, investieren, berichtet Thomas Dörflinger, Landtagsabgeordneter (CDU). Fünf Millionen sind im aktuellen Doppelhaushalt veranschlagt. „En passant“ geht so etwas nicht, sagt der Politiker. Es gebe im Land viele Gebäude mit Sanierungsstau, im „Werben, Ringen und Überzeugen“ sei Direktor Weigele aber sehr erfolgreich gewesen.

80 Prozent des Geldes werde in die Kernsanierung fließen, die in Abstimmung der Denkmalbehörden geschieht, erläutert Tilmann Häcker. Hinzu kommen Kosten für Planung und Technik. Gerade die Aufzüge für die Barrierefreiheit seien „gewaltige Kostenfaktoren“

Dörflinger versteht das Projekt als wegweisend. Es gehe um die Transformation eines alten Gebäudes in eine neue Nutzung. Auch Barrierefreiheit und die Verwendung erneuerbarer Energie versteht er als Formen von Transformation.

Das Amt für Vermögen und Bau stehe in gewisser Weise unter Druck, denn laut Dörflinger würden lediglich zwei Prozent der Dachflächen auf landeseigenen Bauten für PV-Anlagen genutzt.

Auf der nach Süd-Ost weisenden Dachseite des Fürstenbaus, „ist beabsichtigt, Photovoltaiktechnik vorzusehen“, erklärt Tilman Häcker. Die Dachseite neigt sich zu einer als Parkplatz genutzten Fläche. „Wir arbeiten an einer denkmalverträglichen Lösung“, betont er.
Durch die „wegweisende Modernisierung“ werde die Landeseinrichtung gestärkt und gewinne an Strahlkraft, sind Dörflinger und Weigele überzeugt.

Mitte bis Ende 2026 soll der Fürstenbau bezogen werden.

Copyright Schwäbische Zeitung - Ausgabe Biberach vom 19.8.2023

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