"Vollkasko-Mentalität hat ausgedient" - 28.10.25

Caroline Bosbach legte beim CDU-Kreisparteitag in Reute den Schwerpunkt ihrer Rede auf das Thema Wirtschaft. Foto: Gerd Mägerle

Ein starkes Plädoyer für die Wirtschaft hat die CDU-Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach beim CDU-Kreisparteitag in Mittelbiberach-Reute gehalten.

Von Gerd Mägerle

MITTELBIBERACH-REUTE - Eine halbe Stunde lang hielt die 35-jährige Parlamentarierin aus Bergisch Gladbach in der gut besuchten Reuter Festhalle eine Rede in offen-mitreißender Art, in der sie vor allem ein Thema in den Mittelpunkt stellte: eine erfolgreiche Wirtschaft in Deutschland. „Das kommt für mich an allererster Stelle“, so Bosbach, die seit diesem Jahr im Bundestag sitzt, so wie der hiesige Abgeordnete Wolfgang Dahler. Mit ihm hatte sie den Tag über bereits die Bäckerei Traub in Uttenweiler, den Bussen und das jüdische Museum in Bad Buchau besucht.

„Nur mit einer starken Wirtschaft gibt es auch einen leistungsfähigen Sozialstaat. Und auch außenpolitisch nimmt man uns nur ernst, wenn wir wirtschaftlich stark sind“, so Bosbach. Fleiß und Leistungsbereitschaft seien dabei die Basis von allem. Dies müsse sich auch bis in die Schulen hinein widerspiegeln. „Die Vollkasko-Mentalität der letzten Jahre hat ausgedient“, sagte die Tochter des früheren CDU-Fraktionsvizes Wolfgang Bosbach.

Dass die Wirtschaft ins Taumeln gekommen sei, liege jedoch nicht nur an den drei Jahren Ampelregierung, sondern habe ihre Ursachen auch in den 16 Jahren unionsgeführter Bundesregierung zuvor. „Vielleicht ging es uns zu gut. Vielleicht wurde vieles nur verwaltet und nicht gestaltet“, sagte die Politikerin, die erzählte, dass sie 2015 durch ihre Arbeit in einer Flüchtlingsaufnahmestelle am ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof politisiert worden und danach in die CDU eingetreten sei. „Was ich in Tempelhof erlebt habe, war Konzeptlosigkeit und Überforderung. Die Menschen dort hatten das Gefühl, sie werden verwaltet.“

In die Politik zu gehen, sei aber ursprünglich nie ihr Plan gewesen, so Bosbach, die Wirtschaftskommunikation in Amsterdam und Berlin studiert hat. „Wenn Sie als Kind eines Berufspolitikers aufwachsen, wollen Sie eines nicht werden: Politiker“, meinte sie unter dem Lachen des Publikums. Sie habe sich aber nach den Erfahrungen in Berlin gedacht: „So kann das nicht bleiben.“

Zu Wolfgang Dahler und weiteren neuen CDU-Abgeordneten pflege sie ein gutes Verhältnis. Es sei wichtig, dass auch jüngere Menschen im Parlament vertreten sind, meinte Bosbach, die auch zur aktuellen „Stadtbild“-Debatte des Bundeskanzlers Stellung bezog. „Es kann nicht sei, dass wir Dinge nicht sagen dürfen, von denen die Mehrheit der Menschen sagt: Ey, er hat doch recht. Wir haben noch nie Herausforderungen gelöst, indem wir sie tabuisiert haben“, so Bosbachs Meinung. Die Stimmung im Land sei selten „so speziell“ gewesen wie im Herbst 2025.

In der anschließenden Diskussion lehnte sie Steuererhöhungen klar ab. „Wir sind schon Weltmeister bei Steuern und Sozialabgaben“, sagte die CDU-Abgeordnete. „Wir haben ein Ausgaben-, kein Einnahmenproblem.“

Zum Thema Rente meinte Bosbach: „Wir haben den Leuten über Jahrzehnte keinen reinen Wein eingeschenkt.“ Natürlich sei die Rente sicher, nahm sie das berühmte Norbert-Blüm-Zitat auf: „Nicht aber deren Höhe.“

Es sei gut, dass die Regierung jetzt die Aktiv- sowie die Frühstarterrente beschlossen habe. Die Kapitalbildung müsse schon in der Kindheit beginnen. Beim Dauerthema Bürokratieabbau kündigte Caroline Bosbach an, dass es schon bald ein Meldeportal geben werde, in dem jeder melden könne, wenn Dinge zu kompliziert oder unnötig umständlich laufen.

Auch der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger hatte im beginnenden Landtagswahlkampf zuvor die Wichtigkeit des Themas Wirtschaft betont. „Die Unternehmen brauchen wieder Kraft zum Atmen.“ Er sprach sich deswegen auch für die jüngste Bundesratsinitiative für mehr Flexibilität beim Verbrenner-Aus aus. „Hier geht es nicht nur um die Automobilwirtschaft, sondern um die Wirtschaft insgesamt – gerade auch in unserer Region.“

Dörflinger kritisierte wie Bosbach aktuelle Debatten, die das Land nicht weiterbrächten und bezog sich auf Merz’ „Stadtbild“-Äußerung. „Daran sieht man, wie weit sich manche politischen Wettbewerber inzwischen von der Realität verabschiedet haben.“

Thomas Dörflinger und sein Bundestagskollege Wolfgang Dahler riefen die CDU-Mitglieder zur Geschlossenheit und Unterstützung im anstehenden Landtagswahlkampf auf. „Niemand ist so nah an und bei den Menschen wie die CDU“, sagte Dörflinger.

Am Ende hatte der Ehrenvorsitzende des CDU-Kreisverbands und langjährige Bundestagsabgeordnete Josef Rief noch eine Bitte an die beiden jungen Parlamentarier Bosbach und Dahler: „Versprecht keine Dinge, die nicht leistbar sind – vor allem nicht beim Thema Rente.“

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© Schwäbische Zeitung, Ausgabe Biberach vom 28. Oktober 2025


Weitere eigene Fotos vom Kreisparteitag in Reute

Der Kreisparteitag fand am 24. Oktober 2025 in der Gemeindehalle in Reute (Mittelbiberach) unter der Leitung des Kreisvorsitzenden Thomas Dörflinger MdL statt. Nach der Begrüßung wurden die Delegiertenwahlen zum Bundesparteitag (1), zum Landesparteitag (4) sowie zum Bezirksparteitag (13) zügig durchgeführt. Höhepunkt des Abends war die erfrischende Rede von Caroline Bosbach MdB zum Thema: "Moderne Politik braucht klare Werte und frische Ideen" (siehe obigen Bericht der SZ).

Fotos: Burkhard Volkholz

© 2025 Thomas Dörflinger MdL

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