Jermi Käsewerk will Umsatz weiter steigern - 14.8.25
Die Firma Jermi ist stetig gewachsen – und sieht sich noch längst nicht am Ziel. Beim Besuch des Ernährungsministers ging es unter anderem um aktuelle Herausforderungen der Branche.
Von Frederic Schenkel
BAUSTETTEN - Abgepackter Gouda-Scheibenkäse rollt über ein Fließband, geschnitten, etikettiert und zu jeweils 400 Gramm verpackt. Vom Schnitt bis zur Verpackung des Käses läuft fast alles automatisch. Lediglich eine Person steht an der ersten Maschine und überwacht den Prozess. Einen Beitrag zur gesunden Ernährung leisten – das ist die Mission des Jermi Käsewerks in Baustetten. Am Montag haben der baden-württembergische Ernährungsminister Peter Hauk sowie der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger den Familienbetrieb in fünfter Generation besucht. Von einer Dorfmolkerei hat sich die Firma Jermi seit 1889 bis heute zu einem Betrieb mit 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt, der Schmelzkäse-Spezialitäten herstellt sowie Konzepte im Schneiden und Verpacken von Käsewürfeln oder Scheiben entwickelt. Rund 50 Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren in Digitalisierung, Automatisierung, Immobilien, Maschinen und IT-Infrastruktur investiert worden. Zu den Kunden der Firma Jermi zählen unter anderem Großhändler, Einzelhandelsketten und Discounter in weltweit 50 Ländern. Der größte Markt ist in Deutschland. 11.000 Tonnen Schmelz- und Frischkäse sowie 34.000 Tonnen geschnittene und verpackte Produkte kommen jährlich zusammen.
Und in der Zukunft will der Betrieb als Teil der Jerg-Gruppe, zu der unter anderem auch die Weißenhorner Milch Manufaktur gehört, weiter wachsen: „In den kommenden Jahren wollen wir unsere Kapazitäten im Schmelzkäsewerk verdreifachen“, sagte Geschäftsführer Stefan Brack (CFO) beim Besuch der Politiker. Derzeit macht die Firma einen Jahresumsatz von 300 Millionen – perspektivisch sind 500 Millionen das Ziel, berichtete Thorsten Persdorf (CSO), ebenfalls Geschäftsführer. „Wir müssen wachsen und Innovationen bringen“, erklärte er und nannte den Schmelzkäse als Aushängeschild von Jermi. Daher investiert der Betrieb in Millionenhöhe in das Schmelzwerk, dem Herzstück des Betriebs.
Ein Rundgang durch den Betrieb unterstreicht den innovativen Ansatz: 40 Prozent der Produktion funktioniert vollautomatisiert. Selbstfahrende Transportgestelle flitzen durch die Halle, holen Pakete ab und bringen sie an einen anderen Ort; auch die LKW-Verladung läuft in weiten Teilen automatisch. Mitarbeiter im Produktions- oder IT-Bereich sucht Jermi dennoch händeringend. „Wir könnten aus dem Stand 50 Leute einstellen“, erklärte Stefan Brack – doch gerade die Suche nach Mechatronikern gestalte sich schwierig. Ein verstärkter Fokus der Firma liegt daher auf der Ausbildung und dualen Studiengängen. Weiter bereitet Jermi trotz Digitalisierung der zunehmende bürokratische Aufwand Sorgen – ebenso wie gestiegene Rohstoffpreise.
Als ein mögliches Projekt der Zukunft betrachtet die Unternehmensgruppe die Mozzarella-Manufaktur „Melillo“ in Haid, Bad Saulgau. Die Corona-Pandemie hatte den Betrieb für Käsespezialitäten in die Insolvenz geführt, ehe die Jerg-Gruppe das Geschäft übernahm. Zum vergangenen Jahresende wurde „Melillo“ jedoch vorerst eingestellt, derzeit ist der Standort stillgelegt (die „Schwäbische Zeitung“ berichtete).
Ernährungsminister Peter Hauk gab sich von der Unternehmerlust Jermis beeindruckt. „Dass die Firma weiter investiert, ist sehr gut und wichtig für den Lebensmittelstandort in Süddeutschland“, betonte er. „Dank solcher Betriebe sehe ich die Ernährungsmittelindustrie gut aufgestellt.“ Es sei wichtig, dass es Unternehmen gebe, die nicht nur in der Herstellung, sondern auch im Verpacken und Schneiden tätig seien, so der Minister. Weiteres Potential sehe er im Export.
„Sie investieren in den Standort Laupheim, für die Region, und sind auf Wachstumskurs“, zeigte sich auch Thomas Dörflinger erfreut. Und bei einer abschließenden Käseplatte zog auch Landesminister Peter Hauk zufrieden sein Fazit: „Fest steht: Auch der Konsum hat überzeugt.“